Freitag, 20. Juli 2012

Eine Klinik ohne Krankenhausinfektion - Medical Well Clinic Dresden

Im Juli 2012 jährt sich die Gründung der Medical Well Clinic Dresden und die Anerkennung als Private Krankenanstalt (Klinik-Zulassung) zum 10. Mal. Es ist Zeit darüber nach zu denken, wie es kommt, dass wir in unserer Klinik 10 bis 30 Mal weniger Infektionen sehen, als andere Kliniken.
"Jährlich infizieren sich in europäischen Krankenhäusern ca. 3 Millionen Patienten mit Krankenhaus eigenen Bakterien. Davon bekommen 225.000 Patienten eine postoperative Wundinfektion. 50.000 Menschen sterben an der Krankenhaus-Infektion." 
(Quelle: Keime, gegen die nichts mehr hilft, Süddeutsche Zeitung, 10. Oktober 2008, S. 22)

Multiresistente Keime begleiten das Leben der Betroffenen für Monate oder Jahre behindernd, wenn sie nicht sogar zum Tode führen. Die im Krankenhaus erworbene Infektion entwickelte sich zur gefährlichsten und teuersten übertragbaren Krankheit in Mittel-Europa überhaupt – welch eine verkehrte Welt.

Wie konnte es dazu kommen?

"In den letzten zwei Jahrzehnten hat (...) der vermehrte und irrationale Antibioticaverbrauch bei der Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten zu einer besorgniserregenden Zunahme von multiresistenten Problemerregern (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus, Vancomycin-resistente Enterokokken und weitere) geführt. Der vermehrte Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika steht mit der Zunahme von multiresistenten Erregern in direkter Wechselbeziehung." (Quelle: WIKIPEDIA  <http://de.wikipedia.org/wiki/Nosokomiale_Infektion#cite_note-5>)

Bereits in den frühen Sechziger Jahren, mit der Entwicklung immer neuer Antibiotika, erhoben sich warnende Stimmen, die einen äußerst kritischen Umgang mit diesen wirkungsstarken und nebenwirkungsreichen Substanzen verlangten. Schon damals war vorauszusehen, dass sich mit zunehmendem Gebrauch Resistenzen entwickeln werden. Die Bakterien sind flexibel und in ihrer riesigen Menge überraschend schlau und verstehen es, sich z. B. über Plasmide gegenseitig zu informieren. Gemeinsam bilden sie z.B. im Biofilm weitere vielfältige Abwehrstrategien gegen Giftstoffe aus. Sie werden resistent. 

Mein persönlicher Zugang zum kritischen Umgang mit Antibiotika und Operations-Hygiene.

Im Zeitalter vor dem Internet war es zum Beispiel Professor Emmerich Lang aus Wien, der eine Zeitschrift für den kritischen Umgang mit Antibiotika herausbrachte. Ich habe diese Zeitschrift regelmäßig gelesen und verarbeitet. Schon als Student habe ich mich seit 1971 kritisch mit der Pharmakotherapie und insbesondere mit der antibiotischen Therapie auseinandergesetzt, in dem ich den unbestechlichen Pharma-Infodienst "Arznei-Telegramm" exzerpierte. Darum war ich in jedem Krankenhaus meiner Tätigkeit zugleich auch Mitglied der Arzneimittelkommission und habe so mitgeholfen, Medikamente kritisch einzusetzen und sie für das Haus preisgünstig zu erwerben. 
Prof. F. Daschner, Universität Freiburg (emerit. 2006), beeinflusste mich und mein klinisches Handeln.
Prof. H. Willenegger machte insbesondere mit seiner Vorlesung: "Zum Comeback der lokalen Antiseptika in der Chirurgie", 1990 großen Eindruck auf mich. Ab 1996 handelte ich konsequent nach seinen Empfehlungen und hatte keine postoperative Infektion mehr zu behandeln!
Prof. A. Kramer, Universität Greifswald, ist heute einer meiner Mentoren in Sachen Wund- und Krankenhaushygiene. Mit seiner Bereitschaft zum Ratschlag und seiner freien Veröffentlichungspraxis ist er beispielgebend. 
Diese Erziehung habe ich mitgenommen in die Existenzgründung einer Praxis für ambulante Operationen in Görlitz 1993. Hier kam es nie zu einer postoperativen Infektion.
Im Jahre 2002 wurde von mir die Medical Well Clinic Dresden mitgegründet und wir haben neue anti-infektive Konzepte entwickelt und eingeführt. Seit 2006 verzichten wir auf den Routineeinsatz von Antibiotica, auch bei Implantaten.

Unser antibakterielles Konzept entpuppt sich als Fehler tolerant.

Eingeschleppte multiresistente Keime, seien sie aus anderen Krankenhäusern, Aufenthalt in Altenheimen, bei der Versorgung chronischer Wunden oder durch Umgang mit Antibiotika verseuchtem Fleisch* an und in die Patienten gelangt, konnten keine Infektion in unserer Klinik verursachen.


Eine Klinik, die 10 Jahre lang viel weniger postoperative Infektionen als erwartet aufweist, ist weltweit bemerkenswert und nur als Ergebnis eines erfolgreichen Konzeptes verständlich. 

Das kann kein Zufall sein. Dieses Konzept beinhaltet neben dem kritischen Umgang mit Antibiotika zwischenzeitlich zusätzliche Elemente. Wir haben eine Methode entwickelt, mit der unsere Kleidung, die Bettwäsche der Patienten und die Wände unserer operativen Arbeitsräume keine Bakterien akzeptieren. Für Menschen ist diese antibakterielle Ausstattung vollkommen ungefährlich. Es werden nur typische Bestandteile von Bakterien angegriffen und zerstört. Kein Bakterium kann in diesem antibakteriellen Milieu länger als 20 min überleben. Es können auch Viren wie die Erreger der Schweinegrippe, Vogelgrippe, HIV, Hepatitiserreger und die meisten Pilze in den behandelten Stoffen und an den präparierten Oberflächen nicht existieren. Die antibakterielle Ausstattung ist wasch- und abriebfest. Regelmäßiges Händewaschen und spezielle perioperative Routinen ergänzen unser Konzept.

Die vielen teuren und zeitraubenden Hygiene-Maßnahmen in den operativen Abteilungen großer Krankenhäuser können gefährliche Krankenhaus-Infektionen nicht verhindern. 

Was hilft eine Klinik mit der modernsten Ausstattung, mit dem strengsten Hygieneprotokoll, mit den besten Schwestern, Pflegern und Ärzten, wenn trotzdem gefährliche Infektionen das Schicksal der Menschen bestimmen?

Das Konzept in der Medical Well Clinic Dresden mit Setting, Prozeduren und täglichen Routinen beweist, dass postoperative Infektionen mit großer Wahrscheinlichkeit in jedem operativ tätigen Krankenhaus weitgehend vermieden werden können.

Stay online

Dr. med. Michael Meinking
Leitender Arzt der Medical Well Clinic Dresden
www.kosmetische-chirurgie-dresden.de

Update am 29. Juli 2018

1 Kommentar:

  1. Seit der Veröffentlichung dieses Posts über die Vermeidung von Infektionen bei Operationen sind 6 Jahre vergangen. Die dramatische Situation der unablässigen Zunahme von resistenten Bakterien hat sich weiter verschärft. Schon 1961 wurde die Entwicklung von W.A.GILLESPIE, einem Bakteriologen, vorausgesehen. Mein Post hat keine Rückfragen oder mir erkennbares Interesse erzeugt, obwohl Millionen von Infektionen und Leiden, sowie viele vorzeitige Todesfälle vermeidbar gewesen wären. Darum werde ich ein Update mit weiteren klinischen Erfahrungen und neuen Erkenntnissen posten.

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